Mittwoch, 3. September 2014

Heute jährt sich zum hundertsten Male

… die Wahl eines in der Kirchengeschichte meist als »Übergangspapst« zwischen seinem (mittlerweile längst heiliggesprochenen) Vorgänger Pius X und seinem Nachfolger Pius XI weithin unterschätzen Papstes: Benedikt XV.

Sicherlich: neben dem antimodernistischen Furor (»Lamentabili«) des ersteren und dem antifaschistischen Renommée (»Mit brennender Sorge«) des letzteren nimmt sich sein Pontifikat wenig dramatisch aus — doch der Schein trügt! In seine nicht eben lange Regierungszeit (1914-22) fiel praktisch der ganze Erste Weltkrieg, fielen die bolschewistische Revolution mit ihren unvorstellbaren Greueltaten, der Zerfall der stets als die »katholische« Macht schlechthin betrachteten Österreichisch-Ungarischen Monarchie, die Ablösung des Deutschen Kaiserreiches durch eine labile Weimarer Republik, der faktische Zerfall Chinas, der zunehmender Aufruhr in den asiatischen Kolonialgebieten europäischer Mächte, kriegsbedingte Wirtschaftskrisen, verheerende Seuchen (»spanische Grippe«) und vieles mehr.

Und inmitten all dieser Schrecken die zwar edel-hoheitsvolle, doch zugleich so gebrechlich, ja fast schon zerbrechlich wirkende Gestalt eines Papstes, der durch Friedensappelle und stille Vermittlung zwischen den erbitterten Feinden die Gesittung der Menschheit vor dem Fall in die völlige Barbarei zu retten versuchte.

Daneben vollendete Papst Benedikt XV das große Ziel einer durchgreifenden Kodifikation des kanonischen Rechtes — eines unüberschaubar großen Rechtsgebildes, das über die Jahrhunderte in Wildwuchs ausgeartet war, und das eigentlich kein noch so großer Experte zu überschauen in der Lage war. Die legistische Großtat des Codex Juris Canonici 1917, die von Leo XIII in manchen Plänen vorbereitet, und unter Pius X in Angriff genommen worden war, konnte dank der hingebungsvollen Tätigkeit Kardinal Gasparris zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht werden.

Ein wenig seiner jahrzehntelangen unverdienten Vergessenheit entrissen wurde Benedikt XV durch die Namenswahl Papst Benedikts XVI, die dieser ja auch mit dem Vorbild dieses »Friedenspapstes« begründete. Die technischen Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts erlaubten es bereits, einige kurze Filmsequenzen über ihn zu drehen, welche sich erhalten haben, z.B. diese hier:



Wenigstens eine kleine Erinnerung an gloriosere Zeiten, als die Päpste noch stilvoll (wenngleich unbequem schwankend) auf der Sedia gestatoria getragen wurden, anstatt mit potthäßlichen »Papamobilen« oder anderen, an Golfcaddies oder plexiverglaste Leichenwägen gemahnenden Transportgeräten durch die Menge gekarrt zu werden ...

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